Direkt zum Hauptbereich

Gedanken zum Monatsspruch Januar 2021


Viele sagen: "Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Herr lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes.

Psalm4,7 Unser Monatsspruch ist Teil von Psalm 4, in dem der Psalmbeter darum bittet, dass seine Ehre wiederhergestellt wird. Er wurde Opfer von Lügen und Intrigen. Eine Folge dessen, dass die menschlichen Prioritäten oft falsch gesetzt sind. Da zählt, was einen kurzfristig weiterbringt. Die Ellenbogen sind ausgefahren, die Sägen geschärft. Für den, der in so einer Situation das Opfer ist, nicht gerade angenehm.

Der Psalmbeter bleibt aber nicht bei der Klage über die für ihn sehr gefährliche und unangenehme Situation stehen. Er wechselt sehr schnell den Blick und macht sich klar, dass der Dialog mit Gott funktioniert: „Er hört, wenn ich ihn anrufe.“ Das hilft ihm, Gott zu vertrauen. Er will sich nicht mit Gewalt freikämpfen. Er lässt sich nicht hinreißen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sondern er vertraut Gott.

Und so kommt es zu diesem Vers. Die Bitte, dass das Licht des Angesichtes Gottes über dem Psalmbeter leuchtet. Unwillkürlich kommt mir Mose in den Sinn, als er nach seiner Gottesbegegnung leuchtete. So sehr, dass es die Anderen nicht aushielten.

Und doch bitten wir in fast jedem Gottesdienst genau darum, dass Gottes Angesicht über uns leuchtet. Ist das nur eine Floskel, ein schöner Satz – oder erwarten wir mehr? Der Psalmbeter tut es. Er erwartet, dass das Angesicht Gottes über ihm leuchtet. Dass es ihm in der Dunkelheit den Weg weist. Ihn in der Einsamkeit begleitet und tröstet. Und ich stelle mir vor, dass der Beter auch etwas von diesem Leuchten weiterträgt. Ähnlich, wie seinerzeit Mose.

Nach der Gottesbegegnung war Mose das Volk nicht los. Er musste es auch weiterhin führen. Mit allen Schwierigkeiten. Mit allen Eigenheiten und seinen immer wieder falsch gesetzten Prioritäten.

Auch der Psalmbeter spricht nicht davon, dass sich die schwierige Situation um ihn herum aufgelöst hätte. Es kommt kein Racheengel, der ihn rausgehauen hätte. Aber dieses Leuchten des Angesichtes Gottes erfüllt ihn. Er wird regelrecht froh und kann sich in der Situation zur Ruhe begeben. Er weiß: Gott sorgt für mich und schafft Sicherheit. Fast der ganze Psalm spricht davon, dass es sich lohnt, Gott zu vertrauen. Auch in widrigsten Umständen.

Nach fast einem Jahr Pandemie sind viele abgestürzt. Die Feinde sind beispielsweise Einsamkeit, Jobverlust, Stress durch Kinderbetreuung, Banken und Mietschulden. Das ist nicht einfach und lässt sich nicht mit ein paar frommen Worten wegdrücken. Aber gerade jetzt kommt es darauf an, dem Richtigen zu vertrauen. Nicht auf die Bedrohung zu sehen, wie die Maus auf die Schlange, sondern die Situation hintenanzustellen und Gott zu suchen. Das leuchtende Antlitz Gottes, seine Nähe, seine Worte und seine Hilfe. Es fühlt sich an, wie ein Sprung ins Bodenlose. Aber ich wünsche mir, dass wir es testen. Dass wir die Schwierigkeiten vor Gott ausbreiten und vertrauen, dass er uns helfen wird. Das ist spannend und die Hilfe mag anders ausfallen als erwartet. Aber der Herr hört, wenn wir ihn anrufen. Darauf können wir uns verlassen.

Poor Bishop Hooper haben Psalm 4 so vertont: Wie lange willst Du wegbleiben? Wie lange werden wir in Schwierigkeiten stecken? Wie lange willst Du schweigen? Wie lange sollen wir zerstört bleiben? Wie, wie lang wird dies so weitergehen? Wie, wie lang wird meine Ehre in den Schmutz gezogen? Werden meine Worte nutzlose Lügen sein? Wie, wie lang bringen wir die falschen Opfer und erwarten doch, in das Licht herauszutreten? Wie lang? Wie lang? Wie lang? Aber in einem kann ich mir sicher sein: Der Herr wird antworten, wenn ich ihn anrufe.

Ihr Christian-Michael Kleinau

P.S. Vielleicht wollen Sie ja den ganzen Psalm 4 einmal nachlesen. Es lohnt sich.

Bildnachweis: Text: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart - Grafik: © GemeindebriefDruckerei

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Endlich richtig gendern.

  Geschlechterneutrale Kommunikation mit Hilfe des Ojum Vorschlag von Maximilian Böhm (frumble.de) Quellen: ·          https://www.frumble.de/blog/2021/03/26/ueberlegungen-zu-einer-genderneutralen-deutschen-grammatik/ ·          https://de.pronouns.page/substantive?#Ojum ·          https://de.pronouns.page/oj  Hinweis: frumble.de ist nur über einen IPV6-fähigen DNS und Internetanschluss oder Tor zu erreichen. Es macht Sinn, die oben angegeben Quellen vor meinem Artikel zu lesen . Im Grundsatz geht es um geschlechtsneutrale Artikel und Pronomen, sowie Substantive. Die Geschlechtsneutralität wird durch neue Endungen erreicht. Die neuen Endungen sind u, j und oj.  Die Vorschläge von Herrn Böhm leuchten einigermaßen ein. Mir gefällt daran vor allem, dass die Sprache nicht leidet (natürlich muss man sich en den Klang etwas gewöhnen). Die Sprachmelodie und der Satzbau sind nicht nennenswert verändert und Längen, die bisher trotzdem nicht korrekt gegendert sind, werden vermieden.

Müde Weihnachten

  Müde Weihnachten Ich bin zu müde für Weihnachten. Das Jahr dümpelte streckenweise unglaublich zäh dahin, um gegen Ende noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen. Nein, ich erwarte nichts. Ich will nichts. Mir geht es gut.  Mir fallen die Augen zu. Endlich ein paar ruhige Tage. Die Raunächte stehen bevor. Irgendwie kommt immer ein seltsames Gefühl bei mir auf, wenn ich an die Legenden der wilden Geisterjagd in dieser Zeit denke. Gestern, als ich während der Inventur durch die Fabrik lief, kam zum ersten Mal so etwas wie ein bisschen „Friede“ auf. Es war sehr leise. Alle, die noch da waren putzten, oder strichen irgend etwas.   Der Lärm der Produktion war verstummt. Eine kleine Gruppe sah sich an, was von dem Jahr übrig war. Eine seltsame Ruhe breitete sich aus. Gegen Mittag leerte sich die Firma. Alle verabschiedeten sich bis zum nächsten Jahr. Die Inventurarbeiten gingen zu Ende. Ich würde noch bis in die Nacht hinein buchen müssen. Aber dann. Dann konnte Weihnachten beginnen.

Neues in der Genderfrage Oktober 2022

Genderproblematik und neue Einsichten in das Problem Ich nehme gerade am OpenHPI-Kurs Gender und Technologie teil. Die erste Woche war bereits in vieler Hinsicht ein interessanter Augenöffner. Ich bin mir sicher, dass das Thema sehr wichtig ist und möchte es in Zukunft stärker berücksichtigen. Durch das Begleitmaterial bin ich auf verschiedene Beiträge von und über Transgender-Personen gestoßen, die einen Einblick in ihr Erleben geben, wofür ich sehr dankbar bin. Die Geschichten sind teilweise sehr bewegend. Infos hierzu hier:  https://y.com.sb/watch?v=f_9hziq2egk Vor allem finde ich interessant, dass Menschoj eine gefühlte Distanz zwischen ihrem biologischen und wahrgenommenen Geschlecht so drängend und intensiv erleben, dass es zu schwerwiegenden Eingriffen in die Biologie kommen kann (Homonbehandlung, geschlechtsangleichende OP's etc.), die dann ihre ganz eigenen Nebenwirkungen entfalten und die Betroffenoj je nach Auswirkung stärker beeinträchtigen, als die triggernde Unzufrie